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Halloween – Harmloser Spaß oder gefährliche Praktik?

Von Danish Ahmad

Ausgeschnittene Kürbisse, Verkleidungswahn, Neuerscheinungen von Horrorfilmen, Süßes oder Saures – für die meisten Menschen in den westlichen Ländern ein jährlicher Brauch, der nicht mehr wegzudenken ist. Die Rede ist von Halloween. Ein Fest, das einst mit dunklen Bräuchen begann, ist heute zu einem der größten Marketingereignisse des Jahres geworden. Man feiert, ohne wirklich zu wissen, was man eigentlich feiert. Als Ahmadi-Muslim ist das keine fremde Welt, ganz im Gegenteil. Ob in der Schule, auf der Arbeit oder im Supermarkt – man wird unweigerlich mit dem Fest konfrontiert.

Jedes Jahr zieht Halloween besonders Kinder in seinen Bann, die sich als Geister, Vampire oder andere geheimnisvolle Gestalten verkleiden. Für viele ist es ein harmloser Spaß, ein Anlass, kreativ zu sein und gemeinsam zu feiern. Doch was hat es neben aufwendigen Kostümen, gruseligen Dekorationen und ganz viel Süßkram auf sich? Wo liegt der Ursprung von Halloween und ist es denn so verwerflich als Ahmadi-Muslim an diesen Brauch teilzunehmen?

Der Ursprung

Halloween hat sich aus unterschiedlichen Traditionen entwickelt, die im Laufe der Zeit verschmolzen sind. Einige Historiker führen die Ursprünge auf ein altes keltisches Fest namens Samhain in Europa zurück, bei dem die Menschen Feuer entzündeten und sich verkleideten, um sich vor Geistern und den Toten zu schützen. Die Kelten glaubten, dass an diesem Tag die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten verschwimmt, und das die Seelen der Verstorbenen zu Beginn der kalten Wintermonate zurückkehren würden. Dieses Fest wurde vom Römischen Reich übernommen, und schließlich erklärte die katholische Kirche den 1. November zum Tag, an dem aller Heiligen gedacht wird. Bald wurden einige heidnische Bräuche in diesen Tag integriert, und der Abend davor wurde als „All Saints’ Evening“ oder „All Hallows’ Eve“ bekannt. Daraus entwickelte sich der Name, den wir heute als Halloween kennen.

Im Laufe der Zeit hat sich das Fest zu einem sehr kommerziellen Ereignis entwickelt, das vor allem als Gelegenheit gilt, sich zu verkleiden und an verschiedenen Aktionen teilzunehmen. Tatsächlich aber basieren seine Ursprünge auf Aberglauben, heidnischen Ritualen und okkulten Praktiken.

Kommerz und soziale Verantwortung

Halloween ist heute vor allem ein buntes Fest mit Kostümen, Süßigkeiten und Dekorationen. Dabei entstehen in Deutschland immense Umsätze. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) kann sich das Einzelhandelsgeschäft in diesem Jahr auf einen Umsatz von rund 520 Millionen Euro freuen, hauptsächlich für Süßwaren, Lebensmittel und Haushaltsartikel. Ein Anstieg von 63 Prozent im Vergleich zu 2019.

Gleichzeitig wird oft übersehen, dass einige Menschen in Deutschland nicht ausreichend zu essen haben. Schätzungen von der Menschenrechtsorganisation FIAN zufolge sind hierzulande etwa drei Millionen Menschen von Ernährungsarmut betroffen –circa 3,5 Prozent der Bevölkerung. Besonders durch die Covid-Pandemie, steigende Energiepreise und die Inflation hat sich die Situation verschärft. Allein von Februar 2022 bis Februar 2023 stiegen die Nahrungspreise um 21,8 Prozent. Viele Tafeln berichten von dramatisch steigendem Zuwachs an Bedürftigen. Ein Drittel der Tafeln musste Aufnahmestopps verhängen.

Dieser Kontrast macht nachdenklich. Während Millionen in ein kommerzielles Fest fließen, haben viele Menschen in der eigenen Gesellschaft nicht genug zu essen. Dabei wird von einigen Teilen der Gesellschaft bei Spenden für Krisengebiete oder Flüchtlinge oft argumentiert, man solle zuerst „den eigenen Leuten“ helfen. Gleichzeitig wird bei solchen Festen in der Gesellschaft oft dem eigenen Vergnügen nachgegeben, ohne die Not in der unmittelbaren Umgebung zu berücksichtigen.

Der Heilige Qur’an erinnert uns an diese soziale Verantwortung:

„Und in ihrem Vermögen war ein Anteil für den, der bat, wie für den, der es nicht konnte.“ (51:20)

An anderer Stelle heißt es:

„Gib dem Verwandten, was ihm gebührt, und ebenso dem Armen und dem Wanderer, aber vergeude nicht in Verschwendung.“ (17:27)

Diese Verse machen deutlich, dass Besitz im Islam immer auch Verantwortung bedeutet. Reichtum wird als ein anvertrautes Gut verstanden, an dem auch die Bedürftigen ihren Anteil haben. Werte, die gerade in unserer heutigen Konsumgesellschaft besonders relevant sind.

Spirituelle Wirkung

Doch abgesehen von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten wirft Halloween auch Fragen für unsere moralische und spirituelle Gesundheit auf. Ein Fest, das auf Aberglauben, Ritualen und übermäßigem Konsum basiert, kann Einfluss darauf haben, welche Werte wir leben und wie wir unser inneres Leben gestalten. Viele abrahamitische Propheten warnten davor, sich Praktiken wie Hexerei und dem Okkulten hinzugeben.

Der Heilige Quran geht jedoch noch einen Schritt weiter und erklärt die Weisheit und Logik, die hinter dem Fernhalten von Bidʿa (religiöse Neuerung) steckt, indem das Konzept des Shirk (Gleichstellung eines anderen Wesens mit Gott) vorgestellt und erläutert wird. In Hinblick darauf erläutert der Quran:

„Wahrlich, Allah wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden; doch vergibt Er das, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer Allah Götter zur Seite stellt, der hat wahrhaftig eine gewaltige Sünde ersonnen.“ (4:49)

Im „Five-Volume Commentary“ zu diesem Vers schreibt Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad (RA), Khalifatul Masih II:

„Dieser Vers bezieht sich nicht nur auf den Götzendienst, sondern auf alle götzendienerischen Praktiken, die bei der weitverbreiteten Masse beliebt sind, sogar unter den heutigen Muslimen, wie etwa die Verehrung und Anbetung von Heiligen. All diese abscheuliche Handlungen stellen in Bezug auf Gott Shirk dar. Dennoch kann es verziehen werden, wenn jemand die Liebe und das Vertrauen, das eigentlich Gott gebührt, in andere Dinge setzt als in Ihm, wenn diese Person dies im Zustand der Unkenntnis oder in Ermangelung entsprechender Sorgfalt tut. Vorausgesetzt, man ist im Glauben an Gott und Seinen Propheten aufrichtig und stets bemüht, gute Taten zu vollbringen. Der Ausdruck, Allah wird es nicht vergeben, bedeutet keineswegs, dass ein Götzenanbeter keine Reue üben könne oder dass seine oder ihre Reue selbst in diesem Leben nicht angenommen werden könnten. Dieser Ausdruck bezieht sich vielmehr auf die Zeit nach dem Tod, das heißt, wer also im Zustand des Shirk stirbt, dem wird nicht verziehen.“

Harmloser Spaß oder gefährliche Praktik?

Angesichts dieser klaren Definition von Shirk mag man sich fragen, inwiefern Halloween Praktiken enthält, die uns zum Shirk hinführen. Allein der Brauch „Süßes oder Saures“, der schätzungsweise über zweitausend Jahre alt ist, lässt sich auf bestimmte heidnische Rituale zurückführen.

Wir als Ahmadi-Muslime sind mannigfach gesegnet durch die rechtleitende Führung von Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, Khalifatul Masih V (ABA). In Bezug auf Halloween erklärte Hudhur (ABA) in seiner Freitagsansprache vom 29. Oktober 2010:

„Wie bereits erwähnt, handelt es sich um eine versteckte Schlechtigkeit hierbei, die auch Muslime im Westen übernehmen. Kinder tragen alle möglichen Kostüme und gehen von Tür zu Tür. Sie nehmen etwas aus jedem Haus, um die Geister zu besänftigen. Wenn die Hausbesitzer den Kindern in Kostümen etwas geben, bedeute dies, dass die Geister deren Zuhause keinen Schaden mehr zufügen werden. Dies ist eine Form von Shirk; selbst, wenn sie als eine Art von Belustigung oder Unterhaltung angesehen wird, ist die dahinterstehende Philosophie immer noch mit Shirk verbunden. Außerdem geziemt es sich nicht, dass sich ein Ahmadi-Kind in bizarren Outfits kleidet und von Haus zu Haus zieht wie ein Bettler.“

Hudhur (ABA) betont zudem:

„An dieser Tradition teilzunehmen bedeutet, die Botschaft zu vermitteln, dass es keine Bedenken gebe, nur zum Amüsieren vorübergehend an Hexen, böse Geister und die Anbetung des Teufels zu glauben und von übernatürlichen Wesen überzeugt zu sein. Dies ist eine absolut falsche Auffassung. Das alles sind satanische Praktiken. Unsere Kinder sollten solche Dinge nicht nur vermeiden, sondern sich davor ausdrücklich hüten“.

Wir hören und gehorchen

Halloween beschränkt sich nicht nur darauf, sich für ein paar Stunden zu verkleiden. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene suchen oft aktiv nach Möglichkeiten, andere zu erschrecken, Lärm zu machen oder Ärger zu verursachen. So zeigt die Nacht zu Halloween in Hannover aus dem vergangenen Jahr, wie problematisch dies werden kann. Jugendliche griffen Polizisten an, warfen vereinzelt mit Pyrotechnik und zündeten Müllcontainer an. Die Polizei sprach 250 Platzverweise aus, nahm rund 100 Personalien auf und leitete Ermittlungen wegen tätlichen Angriffs auf Einsatzkräfte, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz und Sachbeschädigung ein.

Uns Khuddam ansprechend sagte Hudhur (ABA) kürzlich in seiner Ansprache anlässlich des Salana Ijtema der MKA UK:

„Es liegt an euch, die Welt zu wahrem Frieden und Wohlstand zu führen. Es liegt an euch, unermüdlich danach zu streben, die Mission des Verheißenen Messias (AS) bis zu eurem letzten Atemzug zu erfüllen.“

Weiter sagte Hudhur (ABA):

„Nur wenn wir als Jamaat, unsere Jugend, Kinder und Älteren gleichermaßen, wirklich nach seinen Lehren leben, können wir eine echte spirituelle und moralische Revolution in der Welt entfachen. Andernfalls werden unsere Ansprüche, die Welt zu verändern, ohne eine solche innere Veränderung nichts als leere Worte sein“.

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass wir unsere Handlungen stets im Lichte unserer Verantwortung prüfen sollten. Wie könnten wir also nach diesen lehrreichen Worten an solchen Neuerungen teilnehmen und Unruhe sowie Schaden in der Gesellschaft verursachen?

Licht statt Dunkelheit

Wenn wir uns den Ursprung und die dahinter verborgenen Bräuche von Halloween vor Augen führen, wird deutlich, dass dieser Tag nicht im Einklang mit den Lehren des Islams steht. Im Gegenteil. Viele der damit verbundenen Praktiken kommen dem Shirk, also der Gleichstellung eines anderen Wesens mit Allah, sehr nahe. Als Ahmadi-Muslime sollten wir uns nicht von gesellschaftlichen Trends oder äußeren Einflüssen leiten lassen, sondern stets hinterfragen, ob unser Handeln mit unserem Glauben vereinbar ist.

Statt im Namen der Freiheit oder unter dem Druck gesellschaftlicher Erwartungen uralten heidnischen Bräuchen und Aberglauben zu folgen oder Feste des Todes zu feiern, sollten wir unser Herz dem Gedenken des Einen zuwenden, zu dem wir alle zurückkehren werden. Wahres Licht, Freude und Trost finden wir nicht in dunklen Ritualen, Masken oder Spukgestalten, sondern in der Nähe zu Allah und in der Suche nach Seiner Nähe und Seinem Wohlgefallen.