Gebet als Schutzschild
Von Aqib Ahmad
„Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagen: „Wir glauben“, und sie würden nicht auf die Probe gestellt?“
(Der Heilige Quran 29:3)
In der heutigen Zeit, in der wir als Ahmadi-Muslime leben, ist der Glaube ständigen Prüfungen ausgesetzt. Wir stehen Angriffen gegenüber – von Feinden, von den Versuchungen des Dajjals, vom unaufhörlichen Einfluss der westlichen Welt und nicht zuletzt von den Schwächen unserer eigenen Seele. Diese Welt ist durchzogen von Ablenkungen, von Schändlichkeiten, die uns unmerklich umschließen. Es ist eine Herausforderung, den Glauben wie eine Festung zu bewahren.
Allein ein flüchtiger Blick auf soziale Medien kann genügen, um unser inneres Licht zu trüben. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit – ein Wischen auf dem Bildschirm – kann bereits ein Einfallstor für Versuchungen sein, die unser Herz verunreinigen. Besonders in Zeiten von Krieg, Unsicherheit und gesellschaftlichem Wandel wächst der Druck auf den Glauben. Daher ist es unabdingbar, sich bewusst zu machen: Was kann meinem Glauben schaden? Und wie kann ich mich davor schützen?
Äußere und innere Herausforderungen für unseren Glauben:
Unser Glaube wird auf zwei Arten geprüft:
Äußere Einflüsse – Die Welt um uns herum ist voller Ablenkungen. Medien, soziale Netzwerke und der ständige Drang nach Erfolg und Anerkennung können unseren Fokus auf Allah schwächen. Der materielle Glanz dieser Welt lässt uns oft vergessen, worauf es wirklich ankommt.
Innere Kämpfe – Zweifel, Nachlässigkeit und Faulheit sind ebenso gefährlich. Der Satan arbeitet nicht nur durch äußere Verlockungen, sondern auch durch unsere eigenen Gedanken. Er lässt uns glauben, dass ein Gebet weniger keine große Rolle spielt – doch genau darin liegt die Gefahr.
Der Heilige Prophet (SAW) sagte: „Allah, der Erhabene, hat für euch fünf Gebete zur Pflicht gemacht. Wer diese pünktlich verrichtet und sie gewissenhaft einhält, dem verspreche ich, dass er ins Paradies eingehen wird. Wer jedoch nachlässig mit ihnen umgeht, hat keinen Anspruch auf mein Versprechen.“
(Abu Dawud, Kitab as-Salah)
Das Gebet:
Wie oft vergessen wir seine wahre Bedeutung? Wie oft fragen wir uns, warum gerade fünf Gebete am Tag? Doch genau darin liegt eine tiefe Weisheit. So wie unser Körper Nahrung benötigt, um zu überleben, braucht unsere Seele das Gebet. Ein Tag ohne Gebet hinterlässt eine Leere in uns, eine Unruhe, die unser Herz beschwert. So wie das Knurren des Magens uns an unseren Hunger erinnert, erinnert unser inneres Unbehagen uns daran, dass unsere Seele nach der Verbindung zu Allah verlangt. Das Gebet ist nicht bloß ein Akt der Anbetung. Es ist ein Schutzschild, ein Licht, das uns auf dem rechten Weg führt und unsere Herzen reinigt. Fünfmal am Tag stärken wir nicht nur unseren Glauben, sondern legen auch einen Schutzmantel um ihn. So wie ein wertvoller Schatz bewahrt werden muss, erfordert auch der Glaube Hingabe und Achtsamkeit.
„Und verrichtet das Gebet und seid beharrlich darin; wahrlich, das Gebet hält ab von Schändlichem und Verwerflichem.“
(Der Heilige Quran 29:46)
Hadhrat Khalifat-ul-Masih V (ABA) nahm in der Vergangenheit ebenfalls mehrfach Bezug auf das Thema „Gebet zum eigenen Schutz“. Einst sagte er (ABA): Vollbringt das Recht der Anbetung Allahs, denn dies ist der wahre Zweck der Erschaffung des Menschen, und es ist das, was euch im Taqwa (Gottesfurcht) wachsen lässt, vorausgesetzt, die Anbetung wird tatsächlich im rechten Sinne vollbracht, und nicht nur, um sie oberflächlich zu verrichten, um die Last von den Schultern zu nehmen. Und wer das Recht der Anbetung Allahs erfüllt, dem wird Allah in jedem seiner Werke Segen gewähren. In der heutigen Zeit, in der weltliche Begierden und der Glanz der Welt jeden Menschen umhüllen, und der Satan von allen Seiten angreift, um den Menschen von Allah zu entfernen, sollte es die Aufgabe eines Ahmadis sein, sich um die Nähe zu Allah zu bemühen. Der beste Weg, dies zu tun, ist, das Recht der Anbetung Allahs zu erfüllen.
Der Verheißene Messias (AS) sagte: „Das Nichtvollbringen des Rechts der Anbetung Allahs ist das Verhalten der Ungläubigen, und ihr Leben ist aufgrund dieses Versäumnisses ein Leben wie das der Tiere“. Daher sollte ein gläubiger Mensch, insbesondere einer, der das Bekenntnis abgelegt hat, an den Verheißenen Messias (AS) zu glauben und die Festigkeit seines Glaubens zu beanspruchen, besonders bemüht sein, das Recht der Anbetung Allahs zu erfüllen.“
(Abschlussansprache Jalsa Salana Deutschland 2021)
Das Gebet als tägliche Übung:
Wie können wir nun sicherstellen, dass unser Gebet tatsächlich als Schutzschild dient? Die Antwort liegt in der Beständigkeit und Qualität unseres Gebets. Es geht nicht nur darum, mechanisch die Bewegungen auszuführen, sondern mit Herz und Seele dabei zu sein. Ein Gebet ohne Aufmerksamkeit und Hingabe ist wie eine leere Schale. Nur wenn wir uns mit voller Konzentration und wahrer Liebe zu Allah im Gebet versenken, wird es zu einem echten Schild, das uns schützt. Der Verheißene Messias (AS) sagte:
„Betet fünfmal täglich in euren Gebeten. Es ist nicht verboten, auch in eurer eigenen Sprache zu beten. Das Gebet bereitet keine wahre Freude, solange nicht eine innere Präsenz (Hudhur) vorhanden ist. Und eine solche innere Präsenz kann nicht entstehen, solange keine Demut vorhanden ist. Wahre Demut entsteht erst dann, wenn man versteht, was man rezitiert. Deshalb kann es in der eigenen Sprache leichter sein, eine innere Leidenschaft und Dringlichkeit im Gebet zu entwickeln. Doch daraus sollte keinesfalls der Schluss gezogen werden, dass das Gebet ausschließlich in der eigenen Sprache verrichtet werden soll. Nein, meine Absicht ist, dass man nach den überlieferten Bittgebeten (Masnun Ad’iyah) und Lobpreisungen (Azkar) auch in der eigenen Sprache beten kann. Denn in den Worten des Gebets hat Gott eine besondere Segnung gelegt. Das Gebet ist im Wesentlichen ein Bittgebet, daher sollt ihr in ihm darum bitten, dass Gott euch vor den Prüfungen dieser Welt und des Jenseits bewahrt und euch ein gutes Ende (Khatima bil-Khair) gewährt. Möge all euer Tun im Einklang mit Seinem Willen sein. Betet auch für eure Ehefrauen und Kinder. Werdet rechtschaffene Menschen und haltet euch von jeder Art des Bösen fern.“
(Malfuzat, Band 6, Seite 145–146)
Diese Worte des Verheißenen Messias (AS) ließen mich tief nachdenken. Sie offenbaren eine Wahrheit, die oft im Alltag untergeht: Das Gebet ist nicht nur eine Pflicht, sondern vielmehr ein direktes Gespräch zwischen Gott und einem selbst. Es ist die Brücke zwischen uns und unserem Schöpfer, ein Moment der Demut und Hingabe. Wenn wir beten, öffnen wir unser Herz für Seine Gnade und Seinen Schutz. Jede Bitte, jedes Wort, das wir im Gebet sprechen, hat eine Bedeutung, die über das bloße Rezitieren hinausgeht. Wenn wir das Gebet mit dem Takbir beginnen – „Allah ist der Größte“ –, legen wir damit die Grundlage für das gesamte Gebet. Wir halten inne und verinnerlichen, dass es nichts Größeres gibt als Allah, den Allmächtigen.
Unabhängig davon, was wir in diesem Moment in unseren Gedanken mit uns tragen oder welche äußeren Einflüsse unseren Glauben erschüttern – wir halten an Allah fest, denn Er ist größer als all unsere Probleme und kann uns als Einziger den nötigen Schutz gewähren. Wenn wir fünfmal am Tag zu dem reinsten existierenden Wesen sprechen und durch unsere Gebete Seinen Schutz für uns gewinnen, was soll uns dann noch schaden?
Praktische Tipps für ein aufrichtiges Gebet:
Konzentration und Demut – Verstehe die Bedeutung der Verse, die du rezitierst. Wenn du mit vollem Herzen betest, spürst du die Nähe zu Allah.
Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit – Die Zeiten des Gebets sind von Allah festgelegt. Wer sich daran hält, wird automatisch spirituell gestärkt.
Vermeidung von Ablenkungen – Schaffe eine Umgebung der Ruhe, wenn du betest. Schalte dein Handy aus und konzentriere dich nur auf Allah.
Wer wünscht sich nicht, dass Allah all seine Angelegenheiten regelt?
Besonders das Tahajjud-Gebet, das in der Stille der Nacht verrichtet wird, hat eine außergewöhnliche Kraft. In diesen stillen Stunden, wenn die Welt schläft, aufzustehen und Allah seine Sorgen, Hoffnungen und Ängste anzuvertrauen, bietet eine Gelegenheit, die Nähe Allahs auf eine ganz besondere Art und Weise zu erfahren.
Der Heilige Prophet (SAW) überlieferte, dass Allah gesagt hat: „Und durch Nawafil kommt mir mein Diener so nah, dass ich beginne, ihn zu lieben. Und nachdem Ich ihn zu Meinem Freund gemacht habe, werde Ich zu den Ohren, mit denen er hört, zu den Augen, mit denen er sieht, zu den Händen, mit denen er greift, zu den Füßen, mit denen er läuft; das heißt, Ich erledige seine Angelegenheiten.“
(Sahih Bukhari)
Meine Wenigkeit beendet diesen Artikel mit einem Gebet – mit den Worten, die wir uns bis an unser Lebensende immer wieder vor Augen führen müssen: den Worten Allahs, des Gnädigen, des immer Barmherzigen.
رَبِّ اجۡعَلۡنِیۡ مُقِیۡمَ الصَّلٰوۃِ وَمِنۡ ذُرِّیَّتِیۡ ٭ۖ رَبَّنَا وَتَقَبَّلۡ دُعَآءِ
„Mein Herr, mache, dass ich und meine Kinder das Gebet verrichten. Unser Herr! Nimm mein Gebet an.“
(Der Heilige Quran 14:41)