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Terror in Sydney: Zwischen Hass und Menschlichkeit

Kommentar von Danish Ahmad, Chefredakteur Nuuruddin

Bei einem Terrorangriff am Bondi Beach in Sydney sind nach Angaben der Behörden mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen, weitere 40 wurden verletzt. Die Tendenz ist steigend. Einer der mutmaßlichen Täter wurde von der Polizei erschossen, ein weiterer befindet sich derzeit in kritischem Zustand. Die australischen Sicherheitsbehörden haben die Tat als terroristischen Anschlag eingestuft. Nach bisherigen Erkenntnissen soll der Angriff gezielt gegen die jüdische Gemeinschaft Sydneys gerichtet gewesen sein und sich am ersten Tag des jüdischen Lichterfestes Chanukka ereignet haben.

Zwischen Hass und Menschlichkeit

Während die Leichen der getöteten Zivilisten noch am Ort des Geschehens liegen und andere vor Ort im Schock stehen, nehmen Hass und Spaltung zumindest in den sozialen Medien Fahrt auf. So heißt es in einem Kommentar eines Nutzers: „Der Islam wieder einmal. Bin gespannt wann sich die Völker endlich mal wehren werden und den Feind bekämpfen, bevor es zu spät ist.“ In einem anderen Kommentar heißt es: „Das ist das Weltbild des Islams“.

Politiker bekunden schnell ihre Trauer, große Medienhäuser berichten intensiv und viele Menschen lassen in den sozialen Medien ihrem Hass freien Lauf. Dabei geht ein wichtiger Punkt unter, der kaum Erwähnung findet.

Inmitten des Chaos stellte sich den Angreifern ein Mann mutig entgegen: Ahmed al-Ahmed. Der muslimische Familienvater zögerte nicht, riskierte sein eigenes Leben und griff ein, um weitere Tote zu verhindern. In Videoaufnahmen ist zu sehen, wie er einen der Angreifer überwältigt und entwaffnet. Dabei wurde der 43-Jährige, der aus Idlib im Nordwesten Syriens stammt, selbst durch Schüsse verletzt und wird derzeit im Krankenhaus versorgt.

Ahmeds Cousin, der sich als Mustafa zu erkennen gab, sprach vor dem Krankenhaus in Sydney mit einem lokalen TV-Sender. In dem Fernsehinterview bestätigte Mustafa, dass sein Cousin den bewaffneten Täter überwältigte und dabei Schussverletzungen am Oberarm und an der Hand erlitt.

„Er liegt im Krankenhaus, und wir wissen noch nicht genau, wie es ihm geht“, sagte Mustafa. „Wir hoffen sehr, dass er wieder vollständig gesund wird. Er ist zu hundert Prozent ein Held.“

Islam und die absolute Achtung des Lebens

Glaube ist in seiner wahren Form ein Zufluchtsort – ein Schutz für die Seele, eine Quelle des Friedens und der Gerechtigkeit in einer unruhigen Welt. Der Islam, wie er im Heiligen Quran gelehrt wird und durch das vorbildliche Leben des Heiligen Propheten Muhammad (SAW) praktiziert wurde, baut genau auf diesen Grundlagen auf. Er achtet die Heiligkeit des Lebens, gebietet Mitgefühl und verurteilt entschieden jede Form von Extremismus und Terrorismus.

Die Taten von Terroristen, Selbstmordattentätern und Extremisten reflektieren nicht den Islam, sondern lehnen seine grundlegenden Lehren ab. So heißt es im Heiligen Quran:

Wenn jemand einen Menschen tötet – es sei denn für (Mord) an einem anderen oder für Gewalttat im Land –, so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten. (5:33)

Der Heilige Prophet Muhammad (SAW) bekräftigte dieses Prinzip weiter, indem er (SAW) lehrte:

„Ein Muslim ist derjenige, vor dessen Hand und Zunge andere sicher sind.“

Verurteilung des Terroranschlags

Nach dem terroristischen Anschlag am Bondi Beach in Sydney, Australien, erklärte das Oberhaupt der weltweiten Ahmadiyya Muslim Jamaat, Seine Heiligkeit Hazrat Mirza Masroor Ahmad (ABA):

„Im Namen der weltweiten Ahmadiyya Muslim Jamaat verurteile ich den abscheulichen Terroranschlag auf das Schärfste, der sich gegen unschuldige Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Australien richtete.

Nichts kann solche Gewalttaten jemals rechtfertigen. Der Islam misst dem menschlichen Leben eine absolute Heiligkeit bei und erklärt, dass die Tötung eines unschuldigen Menschen der Tötung der gesamten Menschheit gleichkommt. Terroristische Handlungen und Hass stehen daher in völligem Widerspruch zu den wahren Lehren des Islam. Als Muslime verpflichtet uns unser Glaube dazu, Menschen aller Glaubensrichtungen und Überzeugungen mit Liebe, Mitgefühl und Würde zu begegnen.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen, die von dieser Tragödie betroffen sind, und wir beten für die schnelle Genesung der Verletzten.“

Die Stimme des Friedens

Ein Mann Gottes ruft die Welt seit über zwei Jahrzehnten fortwährend zum Frieden auf – nicht nur mit Worten, sondern durch konkrete und praktische Schritte, deren Richtigkeit sich oftmals später durch Untersuchungen und weltweite Entwicklungen bestätigt.

Seine Heiligkeit, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, Khalifatul Masih V (ABA), hat stets betont, dass wahrer und nachhaltiger Frieden nur dann möglich ist, wenn die Menschheit einen vollkommenen Glauben an die Einheit Gottes entwickelt und eine lebendige Beziehung zu Ihm aufbaut – so, wie es der Islam lehrt.

In seiner Abschlussansprache auf der Jalsa Salana 2022 der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland sagte Seine Heiligkeit, Hazrat Mirza Masroor Ahmad V (ABA):

„Um wahren Frieden und Harmonie in der Welt zu verbreiten, ist es heute die Pflicht eines jeden Ahmadis, den festen Glauben an den Einen Gott zu etablieren. Man sollte die Liebe zu Gott, dem Allmächtigen, im eigenen Herzen verankern, so dass keine andere Liebe an ihre Stelle treten kann. Um die Gebote Gottes, des Allmächtigen, zu befolgen, sollte man die Lehre, die dem Heiligen Propheten (SAW) offenbart wurde, d. h. den Heiligen Quran, zu einem Teil des eigenen Lebens machen.

Wenn wir unsere Maßstäbe auf dieses Niveau heben, indem wir jedes Gebot des Heiligen Qur’an und jede Anweisung des Heiligen Propheten (SAW) zu einem Teil unserer Rede und unseres Handelns machen, dann erst können wir die wahre Botschaft des Islam dem Rest der Welt vermitteln. So werden wir sie nicht nur über die Mittel und Wege zur Herstellung des wahren Friedens in Kenntnis setzen, sondern durch unsere Handlungen werden wir sie ihnen vorzeigen. Und dies ist in der Tat der Weg, wodurch wir wahren Frieden in der Welt schaffen und beweisen können, dass der Heilige Prophet (SAW) der größte Friedensstifter der Welt ist. Und genau das ist der Weg, wodurch wir diejenigen zum Schweigen bringen können, die Anschuldigungen gegen den Islam erheben.

Weiter sagte Seine Heiligkeit (ABA):

„Diese Aufgabe ist der Gemeinde des Verheißenen Messias (AS) anvertraut worden. Wenn wir jedoch unserer Verantwortung in dieser Hinsicht nicht gerecht werden, und zwar von der familiären bis hin zur internationalen Ebene, dann gibt es keine Garantie dafür, dass wir in Frieden und Harmonie leben werden, noch wird es eine Garantie für unsere Nachkommen oder die Welt insgesamt geben, in Frieden und Harmonie leben zu können. Möge Allah, der Allmächtige, uns dazu befähigen, die Welt aus der Dunkelheit ins Licht zu führen.“

Möge Allah uns dazu befähigen, dem Ruf des Kalifen der Zeit Folge zu leisten und zu wahren Helfern des Kalifen der Zeit zu werden.