Angst und Depression – Vertrauen in Allah
Dieser Artikel wurde von der zweiten Nuuruddin Ausgabe 2022 entnommen.
Asif Mahmood Rana, Missionary der Ahmadiyya Muslim Jamaat
وَ مَا خَلَقۡتُ الۡجِنَّ وَ الۡاِنۡسَ اِلَّا لِیَعۡبُدُوۡنِ
„Und Ich habe die Jinn und die Menschen nur darum erschaffen, dass sie Mir dienen.“ (Der Heilige Quran, Sura Al Jinn 51:57)
Wir sehen üblicherweise, dass ein Gegenstand, der nicht so benutzt wird, wie er benutzt werden sollte, seine tatsächliche Aufgabe nicht erfüllt. Es erscheinen Defekte und wenn er zurück zu den Herstellern gebracht wird, werden die Beschwerden nicht berücksichtigt wegen eines angeblich falschen Gebrauchs des Gegenstandes, das der gegebenen Anleitung widerspreche.
Ebenso sind wir Menschen für etwas bestimmt. Wenn wir unsere Pflichten nicht gemäß der Anleitung, die uns von unserem Schöpfer gegeben wurde, erfüllen, werden wir anfällig für spirituelle, mentale, physische und emotionale Beschwerden; Angst und Depression sind Beispiele dafür. Und wenn uns diese Folgen schaden, können wir unseren Schöpfer dafür nicht in die Verantwortung ziehen.
Die Zusammenfassung unserer Anleitung ist im oben genannten Vers des Heiligen Qur’an beschrieben, d. h., dass das Zentrum all unserer Ziele und Erfolge eine besondere Bindung zu unserem Schöpfer sein muss, wofür er uns geschaffen hat. Anbetung ist nicht nur eine bestimmte formale Art des Gebetes, sondern auch wenn wir versuchen, das Ziel unserer Schöpfung zu erfüllen, beten wir unseren Schöpfer an.

Der sich ständig verändernde soziale, politische und religiöse Zustand der Welt auf persönlicher, nationaler und internationaler Ebene ist ein Grund für die zunehmenden Spannungen und den materiellen Wettbewerb zwischen den Menschen. Obwohl die drastische Zunahme des Gebrauchs moderner Technologie uns in Form von sozialen Medien entfernte Menschen nähergebracht hat, hat es jene Leute weiter voneinander entfernt, die zusammenleben.
Die Globalisierung hat Menschen aller Nationen in ein Netzwerk verwoben. Ein Ereignis irgendwo in der Nordhalbkugel betrifft auf die ein oder andere Weise jene, die auf der anderen Seite der Welt leben. Das führt dazu, dass wir auf gewisse Weise mehr Bedauern und Ängste haben als die Menschen in der Vergangenheit.
Das Bedauern der Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft zerstört aber Hoffnung und verhindert, dass die Segnungen Gottes, des Allmächtigen, geschätzt werden und der Menschheit gedient wird. Die Eindämmung der Besorgnisse und der Angst wird nun zu einer großen Herausforderung für die Weltreligionen, die behaupten, gekommen zu sein, um die Lasten der materiellen Welt zu beseitigen und einen gerechten Weg zur Erlösung zu ebnen. So spricht fast jede göttliche Religion das Thema auf die ein oder andere Weise an.

Die alten indischen Religionen, zum Beispiel der Buddhismus und Jainismus haben die materielle Bindung den Grund für Dukkha, d. h. das Leiden, genannt. Sich von allen weltlichen Bindungen loszusagen, sei nach ihrer Philosophie der einzige Weg, geistige Ruhe zu erlangen. Diese Religionen schlagen vor, dass man extremes Leiden und Schmerz erfahren soll und das Zölibat praktizieren sollte für das „Moksha“ der Seele und die Beseitigung von materiellen Bindungen.
Obwohl die Idee insgesamt nicht vergeblich ist und sie in früheren Zeiten ihren Zweck in einigen Aspekten gut erfüllt haben könnte, unterstützt das Wegrennen vor den gegenwärtigen Ursachen von Stress und Besorgnis in der Form von Isolation von der Gesellschaft nicht den Sinn der Religion, d. h., es unterstützt nicht die Menschheit. Vor solchen Praktiken kann man sich höchstens selbst davor schützen, Schmerzen von anderen zu erhalten oder möglicherweise sich selbst zurückzuhalten, anderen geistig oder physisch Schmerzen zuzufügen; aber der Menschheit zu dienen, ist viel mehr als das.
Isolation selbst führt zu Ängsten und Stress. Solche Arten von Problemlösungen können zu neuen sozialen und moralischen Problemen führen. Daher müssen wir auf solche Lösungen blicken, die frei von diesen Nachteilen sind und die Bedürfnisse des Körpers und des Geistes in einer solchen Art und Weise erfüllen, die auch für jeden praktizierbar ist.
Lassen Sie uns für solche Lösungen in den Islam schauen, der nicht nur beansprucht, göttlich und universell zu sein, sondern auch, die wahren Lehren der bisherigen Religionen zu beinhalten. Allah der Allmächtige sagt:
اَلَا بِذِکۡرِ للّٰہِ تَطۡمَئِنُّ الۡقُلُوۡبُ
„Ja! im Gedenken Allahs ist´s, dass Herzen Trost finden können.“ (Der Heilige Quran Surah al-Ra‘d 13:29)
Die Hauptlösung für alle emotionalen und psychologischen Beschwerden wurde in diesem Versteil des Heiligen Qur’an gegeben und zwar das Gedenken des Schöpfers, der der Erhalter von allem und der Zerstörer des Bösen ist. Wenn jemand weiß, dass es jemanden gibt, der ihn erschaffen hat oder in anderen Worten, ihn programmiert hat und das Universum erschaffen hat, kann er verstehen, dass es jemanden gibt, der mächtiger als seine Sorgen ist.
Wie wir sehen, kennen Erfinder die Einschränkungen, Bedürfnisse und die Nachteile ihrer Erfindungen, genauso ist auch der Göttliche Schöpfer Allwissend. Wenn man ihm alles anvertraut, werden einem die Sorgen über die Ergebnisse seiner Pläne nicht mehr länger belasten.
Hier möchte ich noch einmal meinen Standpunkt mit einer Geschichte und einem Beispiel klarstellen. Es gab einmal einen König. Er war immer sehr besorgt über die Angelegenheiten seines Königreichs und diese ließen ihn in den Nächten nicht schlafen. Er ging mit seiner Angst und Depression zu seinem Guru, der ein Heiliger war und schilderte ihm sein Anliegen. Der Guru sagte ihm, er solle ihm sein Königreich und all seine Angelegenheiten anvertrauen.
Der König stimmte ihm fröhlich zu und fragte ihn, ob er gehen könne. Der Guru fragte ihn, wohin er gehen wolle. Der König antwortete, dass er etwas Geld von der Schatzkammer nehmen werde und zu einem anderen Königreich gehen werde, wo er ein kleines Geschäft eröffnen und fröhlich leben werde. Der Guru sagte: „Jetzt gehört aber mir die Schatzkammer und du bist nun mein Untertan. Du kannst jetzt nichts mehr nehmen oder irgendwo hingehen ohne meine Genehmigung.“
Der König fragte den Guru: „Was soll ich dann tun?“ Der Guru antwortete: „Du bist von nun an mein Minister. Gehe nun in mein Königreich und erfülle deine Pflichten in meinem Namen.“ Der König stimmte zu und ging zurück. Nach ein paar Monaten besuchte er den königlichen Palast und traf seinen Minister, den König. Der Guru fragte: „Wie laufen denn die Angelegenheiten des Königreichs?“ Er antwortete: „Alles läuft gut.“ Als der Guru ihn bezüglich seiner ehemaligen Sorgen und Depression fragte, antwortete er: „Warum sollte ich mich über irgendetwas Sorgen machen, wo ich doch meine Pflichten, so gut wie ich kann, erfülle? Das Königreich gehört dir und die Untertanen gehören dir. Wenn etwas Falsches passieren sollte, würde ich es dir sagen. Es würde an dir liegen, es wieder richtig zu stellen.“
Hier können wir durch diese Anekdote verstehen, dass Depression und Besorgnis durch unsere Angelegenheiten zunehmen, wenn wir denken, dass alle Sachen und ihre Folgen in unseren Händen liegen und wir diese Probleme einzig und allein selbst lösen müssen.
Aber wenn wir unsere Angelegenheiten jemand Verantwortungsvollen anvertrauen oder jemandem, bei dem wir glauben, er könne unsere Mühe Früchte tragen lassen, so wird uns unsere „Last“ sofort abgenommen. Der Heilige Qur’an erwähnt einen Gläubigen, der vor dem Gericht des Pharaos stand, um den Propheten Mosesaszu unterstützen. Als er seine Nachricht übermittelte und seine Verantwortung erfüllte, so erwähnt der Heilige Qur’an, dass er sagte:
وَ اُفَوِّضُ اَمۡرِیۡۤ اِلَی اللّٰہِ ؕ اِنَّ اللّٰہَ بَصِیۡرٌۢ بِالۡعِبَادِ
„Und ich stelle meine Sache Allah anheim. Fürwahr, Allah schaut die Diener wohl.“ (Der Heilige Quran Surah al-Mu‘min 40:45)
In einem anderen Vers des Heiligen Qur’an sagt Allah der Allmächtige:
وَ لِلّٰہِ مَا فِی السَّمٰوٰتِ وَ مَا فِی الۡاَرۡضِ ؕ وَ اِلَی اللّٰہِ تُرۡجَعُ الۡاُمُوۡرُ
„Allahs ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist, und Allah sollen die Dinge vorgelegt werden.“ (Der Heilige Surah Al-e-Imran 3:110)
Ein sehr gutes Beispiel, um diese Tatsache besser zu verstehen, ist in unsere Kindheit. Wann immer etwas Schlechtes passierte, uns jemand Angst einjagte oder wir etwas verloren hatten, sind wir besorgt zu unseren Eltern gelaufen, um ihnen zu erzählen, was passiert ist und wir beruhigten uns danach, da wir Vertrauen in sie hatten, dass sie das Problem lösen und uns vor den schlechten Folgen beschützen könnten.

Der Heilige Prophet des Islam SAW, Friede und Segnungen Allahs seien auf ihm, sagte einmal, dass Allah seine Diener 70-mal mehr liebt, als eine Mutter es bei ihren Kindern tut. So hilft es uns, uns an ihn zu erinnern und ihm all unsere Angelegenheiten anzuvertrauen, um jegliche Angst und Depression loszuwerden.
Nun entsteht die Frage: Wie können wir uns denn immer an ihn erinnern? Tatsächlich lehrt der Islam, dass sich jeder jederzeit und überall an seinen Schöpfer erinnern kann, egal in welchen Worten, solange man sie für geeignet hält. Der Islam hat es auch für seine Anhänger zur Pflicht gemacht, dass man sich fünfmal am Tag in einer speziellen Weise, genannt Salaat, an Allah erinnert. Salaat selbst hilft, wenn es mit allem Nötigen verrichtet wird, Angstzustände und Depressionen einzudämmen.
Wenn wir unseren Tag mit der Erinnerung an unserem Schöpfer starten und Hilfe von ihm erbitten und ihm unsere Angelegenheiten anvertrauen, erscheint der Tag leichter für uns. Aber nach sechs bis sieben Stunden beginnen sich die weltlichen Angelegenheiten wieder anzuhäufen. Hier brauchen wir eine Pause und erinnern uns wieder selbst, das Salaat zu verrichten, also das Mittagsgebet, und suchen wieder Hilfe bei Allah dem Allmächtigen und sagen uns selbst, dass nicht alles in unseren Händen ist; dass die Konsequenzen nicht in unseren Händen sind.
Indem wir ihm von unseren Sorgen erzählen, werden wir wieder leichter und bis wir schlafen gehen, wiederholen wir diese Praxis in vorgesehenen Abständen. Psychologen empfehlen Leuten, ihre Sorgen mit anderen zu teilen, um Stressangst zu lindern. Obwohl man sich durch das Teilen der Sorgen mit anderen erleichtert fühlt, ist es weder angemessen, alle Angelegenheiten mit anderen zu teilen, noch können Leute uns bei den meisten unserer Probleme helfen. Wir brauchen jemanden, der uns zuhört, uns leitet, all unsere Probleme löst und anderen unsere Probleme nicht weitersagt. Ein solches Wesen muss allwissend sein, alles unterstützen und es gibt niemanden außer Allah dem Allmächtigen.
Durch Gebete können wir all unsere Gedanken loswerden, die uns sonst immer stören. Durch Gebete können wir Hilfe für die Dinge erbitten, die über unsere Grenzen und Kräfte hinaus sind. Durch Gebete können wir uns selbst vor den unbekannten Folgen unserer Taten oder den Taten anderer schützen. Die Idee, seine Angelegenheiten jemandem anzuvertrauen und die Sorgen zu teilen, um Depressionen und Angstzustände loszuwerden, ist nicht nur eine theoretische, sondern auch praktisch umsetzbar.
Das Leben tausender Propheten und Heiligen und Millionen ihrer Anhänger sind Beweise dieses Phänomens. Der Prophet Jesusas schrie als er in großem Schmerz war ایلی ایلی لما سبقتنی (Mein Herr, mein Herr, warum hast du mich verlassen?); daraufhin wurde er gerettet. Der Heilige Prophetsaw betete اللھم اھد قومی فانھم لا یعلمون als er von seinem Volk abgelehnt wurde und Seine Gebete wurden auch erhört.
Möge Allah es uns allen ermöglichen, dem Weg Seiner Geliebten zu folgen, um göttliche Hilfe in unseren Angelegenheiten zu erlangen, die uns sonst zu körperlichen, geistigen und spirituellen Beschwerden führen könnten. Amin.