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Der Frieden vor dem Sturm – Ein Augenzeugenbericht aus Rabwah

Autor: Mashood Khan

Zwei Stunden bevor alles geschah, stand ich vor der Bait-ul-Mahdi Moschee in Rabwah. Ich hatte tagelang die Stadt erkundet, war durch die Straßen geschlendert und hatte die herzliche Gastfreundschaft der Menschen genossen. In diesen Momenten war ich voller Hoffnung und Überzeugung, dass Frieden und interreligiöses Verständnis möglich sind. Gegen 10:00 Uhr besuchte ich die nahegelegene Kirche und sprach dort über Frieden – unabhängig von der Religion. Einige Kirchenmitglieder berichteten, dass Ahmadi-Muslime und Christen friedlich miteinander leben.

Doch dann, ohne Vorwarnung, wurde die Ruhe jäh durch einen Terroranschlag erschüttert. Schüsse hallten durch die Straßen, und ich erfuhr von Verletzten, die schwer getroffen wurden. Es war unvorstellbar: Nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem ich voller Freude und Zuversicht gestanden hatte, geschah das Unfassbare.

Inmitten des Chaos versuchte ich, Rabwah zu verlassen und nach Lahore zu gelangen. Der Weg war voller Herausforderungen. Mullahs blockierten die Straßen und sorgten für Angst und Verwirrung. Ich wollte in einer unserer Moscheen in Lahore übernachten, da mein Flug am Samstagmorgen ging – in jener Stadt, in der am 28. Mai 2010 zwei nahezu zeitgleiche Terroranschläge auf unsere Moscheen während des Freitagsgebets verübt wurden. 86 Ahmadi-Muslime wurden getötet und über 120 weitere verletzt.

Während der angespannten Situation in Rabwah sollten wir in einem Hotel bleiben, um das Sicherheitsrisiko zu minimieren. Angst hatte ich nicht. Ich würde alles für den Frieden geben, aber nicht zulassen, dass Extremisten uns Angst machen.

Ich beobachtete, wie mein Onkel und mein Cousin ihre Familien anriefen und betonten, wie wichtig es sei, Rabwah zu verteidigen. In diesen Momenten wurde mir klar, dass die Botschaft „Liebe für alle, Hass für keinen“ nicht nur ein Slogan war, sondern ein lebendiger Geist, der uns alle vereinte.

In diesen herausfordernden Stunden erkannte ich die Stärke und Einheit der Ahmadiyya Muslim Jamaat und ihr unermüdliches Streben nach einer besseren Zukunft, vorangetrieben durch Khalifatul-Masih (ABA). Die Flamme des Glaubens an Liebe und Frieden brennt unermüdlich, und ich fühle mich motiviert, diese Botschaft weiterzugeben.

Unsere Jamaat lebt und praktiziert den Frieden, denn ihr Streben nach Frieden und Gerechtigkeit ist unermüdlich. Mein Vater floh einst aus seiner Heimat, und als ich seine Vergangenheit besuchte, konnte ich diese Realität hautnah erleben. Trotz der Dunkelheit und der Herausforderungen, denen wir gegenüberstanden, spürte ich eine unerschütterliche Hoffnung auf Frieden und Harmonie.

Es ist nicht einfach, all diese Gefühle wiederzugeben, doch auch ich möchte weiterhin – im privaten wie im beruflichen Umfeld – für ein harmonisches und tolerantes Miteinander einstehen. Möge Allah unseren verletzten Ahmadi-Brüdern eine schnelle Genesung gewähren und unseren Geschwistern in Pakistan eine Besserung der Situation schenken. Amin.