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Mehr als ein Ritual – Die wahre Bedeutung von ʿīdu l-aḍḥā

Autor: Safeer-Ur-Rehman, Murabbi Silsila

„Ihr Fleisch erreicht Allah nicht noch tut es ihr Blut, sondern eure Rechtschaffenheit“
(Der Heilige Qur’an 22:38)

Mit diesen Worten erinnert uns Allah daran, dass das eigentliche Ziel von Qurbani nicht das äußere Opfer ist. Vielmehr geht es um die innere Haltung. ʿĪdu l-aḍḥā ruft uns jedes Jahr aufs Neue dazu auf, unsere Beziehung zu Gott zu hinterfragen. Sind wir bereit, alles aufzugeben, was uns von Ihm trennt?

Die außergewöhnliche Opferbereitschaft Hadhrat AbrahamsAS, der bereit war, seinen Sohn für Allah zu opfern, ist dabei nicht nur ein historisches Ereignis – sie ist ein Vorbild. Hadhrat Musleh Mau‘udRA betont, dass das eigentliche Opfer im Verzicht auf Ego, Stolz, Trägheit, Wünsche und Bequemlichkeit liegt.

Ein besonders wichtiger Punkt ist, dass das Opfern nicht nur ein individueller Akt ist. Es ist auch eine kollektive Verpflichtung. Unsere Jamaat kann nur dann wachsen, wenn jeder Einzelne bereit ist, sich selbst im Dienst der Gemeinschaft zurückzunehmen. Echte Stärke zeigt sich in der Bereitschaft, anderen zu helfen – auch wenn dies persönliche Opfer erfordert, wie etwa den Verzicht auf Zeit, Komfort oder eigene Wünsche.

Für uns Khuddam bedeutet das: Wer bereit ist, persönliche Bequemlichkeit aufzugeben, regelmäßig an Aktivitäten der Jamaat teilzunehmen, Verantwortung zu übernehmen und sich für andere einzusetzen, lebt den Geist von Opfern in seinem Alltag. Denn solch ein Leben ist ein fortwährendes Opfer im Dienst Allahs.

Der Verheißene MessiasAS erklärte dazu:
„Die wahre Opferbereitschaft ist diejenige, die mit einem reinen Herzen und im Gehorsam gegenüber Allah vollzogen wird. Ohne Gottesfurcht bleibt jede äußere Handlung leer.“
(Malfūẓāt, Band 1, S. 38)

Hadhrat Musleh Mau‘udRA hebt außerdem hervor, dass das Opfern kein punktueller Akt ist, sondern ein Zustand der beständigen Hingabe. Die Bereitschaft Hadhrat AbrahamsAS, seinen Sohn zu opfern, war nicht nur eine einmalige Prüfung – sie war das Ergebnis eines lebenslangen Gehorsams gegenüber Allah. Ebenso sollten auch wir unsere Opfer nicht als Einmalaktionen verstehen, sondern als Teil eines kontinuierlichen Wegs der Selbsthingabe.

Wer täglich danach strebt, seine Wünsche dem Willen Allahs unterzuordnen, seine Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen und sich selbst kritisch zu hinterfragen, lebt die tiefre Wahrheit von qurbānī – Tag für Tag.

ʿĪdu l-Aḍḥā ist eine Gelegenheit, diesen Geist zu verinnerlichen. Es geht darum, nicht nur Tiere zu opfern, sondern auch unsere Trägheit, unser Ego und unseren Eigennutz. Auf diese Weise können unsere Opfer – so klein sie auch scheinen mögen – Allah wirklich erreichen.

Um dies im Alltag praktisch umzusetzen, hat Hudhur-e-Aqdas besonders wichtige Anweisungen gegeben:

  1. Regelmäßiges Gebet und Gottesgedenken
    Die fünf täglichen Gebete sollten mit Hingabe verrichtet werden. Zusätzlich wird empfohlen, freiwillige Gebete wie tahaǧǧud zu etablieren, um die Beziehung zu Allah zu stärken.
  2. Aufrichtigkeit in der Absicht (niyyat)
    Handlungen sollten ausschließlich zum Wohlgefallen Allahs ausgeführt werden. Selbst scheinbar kleine Taten gewinnen an Bedeutung, wenn sie mit reiner Absicht erfolgen.
  3. Aktive Teilnahme an Jamaat-Aktivitäten
    Khuddam werden ermutigt, sich aktiv an Programmen und Diensten der Jamaat zu beteiligen, sei es durch freiwillige Arbeit, Organisation von Veranstaltungen oder Unterstützung Bedürftiger.
  4. Verzicht auf unnötigen Luxus
    Seine Heiligkeit rät dazu, auf übermäßigen materiellen Konsum zu verzichten und stattdessen Ressourcen für wohltätige Zwecke und die Unterstützung der Jamaat einzusetzen.
  5. Geduld und Standhaftigkeit bei Prüfungen
    In Zeiten der Herausforderung sollten Mitglieder Geduld zeigen und ihr Vertrauen in Allah setzen, anstatt sich von Schwierigkeiten entmutigen zu lassen.
  6. Förderung von Bildung und Wissen
    Khuddam sollen sich kontinuierlich um geistige und weltliche Bildung bemühen, um sowohl ihre persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln als auch der Jamaat besser dienen zu können.
  7. Verbreitung der Friedensbotschaft des Islam
    Mitglieder werden dazu aufgerufen, durch ihr Verhalten und ihre Worte die friedlichen Lehren des Islam zu verbreiten und Missverständnisse auszuräumen.
  8. Die Blicke senken und Bescheidenheit zeigen
    Seine Heiligkeit betont die Wichtigkeit, die Blicke zu senken, um Reinheit und Bescheidenheit zu wahren. Dies schützt vor moralischen Verfehlungen und fördert die innere Disziplin.
  9. Respektvoller Umgang mit Mitmenschen
    Ein höflicher und respektvoller Umgang, unabhängig von der religiösen oder sozialen Zugehörigkeit des Gegenübers, wird als Ausdruck wahrer islamischer Ethik angesehen.
  10. Stärkung der Bindung zum Khilafat
    Die Liebe und Loyalität zum Kalifen der Zeit sollte durch Gehorsam, regelmäßiges Hören seiner Ansprachen und das Umsetzen seiner Anweisungen zum Ausdruck gebracht werden.

Diese Anweisungen dienen als Leitfaden, um die spirituelle Tiefe von qurbānī im täglichen Leben zu verwirklichen.Hieraus wird erkenntlich, dass wahre Opferbereitschaft kein einmaliger Akt ist, sondern ein lebenslanger Weg. 

Hudhur (ABA) erklärte in der ʿĪdu l-aḍḥā Ansprache vom 17. Juni 2024:
„Vergesst niemals: In den 135 Jahren ihres Bestehens ist die Jamaat gerade durch Anfeindungen gewachsen. Auch heute werden uns solche Herausforderungen – so Gott will – weiter voranbringen. Die Opfer, die wir mit unserem Leben, unserem Besitz, unserer Zeit und unserer Ehre bringen, haben uns stets gestärkt – und werden es auch weiterhin tun, InshaAllah. Möge dieser Geist lebendig bleiben – auch in den kommenden Generationen. Mögen sie sich niemals vor Widerstand fürchten, sondern aufrichtig bleiben und sich einzig und allein vor Allah niederwerfen.“

Möge Allah unsere Opferbereitschaften annehmen. Amin!